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the winners
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Beeindruckende Filme auf der Kinoleinwand, bewegende Worte auf der Bühne, wertschätzende Gäst*innen und eine mitreißende Moderation – anders lässt sich die Preisverleihung von Ausweg Gesucht 2023 nicht in Worte fassen! Von über 100 Einreichungen wurden am Samstag 8 Kreativbeiträge ausgezeichnet. Hinter ihnen stehen rund 20 Jugendliche – teils allein, teils im Team. Sie durften sich über Preise im Gesamtwert von 8.000 Euro freuen. Aber nicht nur darüber, sondern auch über die Gelegenheit auf unserer Ausweg-Bühne von ihren Überzeugungen und Beweggründen zu erzählen. Denn sie alle haben ergreifende Filme und Texte zum Thema „Krisen“ produziert. Wow!
Welche Filme und Texte gewonnen haben und was die Preisverleihung so besonders gemacht hat, erfahrt Ihr hier.
Sonderpreis Ausweg Gesucht
“NOISE” ist ein sehr künstlerisch aufbereiteter Zeichentrickfilm von Bianka Fromm. Er behandelt kein direktes Thema, sondern vermittelt vielmehr die abstrakte, dafür aber grundlegende Botschaft: Stell dich deinen Ängsten. Eine zauberhafte Welt wird durch eine unbestimmte Kraft dunkel und trist. Doch das im Mittelpunkt stehende Wesen traut sich den langen Weg zum versteckten Ort dieser Kraft auf sich zu nehmen und sich ihr zu stellen. Es folgt ein dramaturgischer Wendepunkt, denn nachdem das Wesen die Kraft berührt, erblüht die Welt wieder. Sie wird erstrahlt wieder in Farben, ist wieder voller Blumen und erscheint damit wie zuvor zauberhaft und lebensfroh. Ein wunderschöner Zeichentrickfilm!
Bester Film 15-17 Jahre
“Flucht” erzählt davon, wie ein junger Mann namens Kolja die Nachricht zum Einzug in den Kriegsdienst erhält, wie traurig das seine Freundin macht und wie sie die Urkaine letztlich aufgrund des Kriegsgeschehens verlassen muss. In Deutschland sucht sie Sicherheit, die sie auch findet. Allerdings ist sie hier allein und in großer Sorge um ihren Freund. Eines Tages erhält sie schließlich die Nachricht, dass Kolja im Krieg gefallen ist. Sie kämpft mit Selbstmordgedanken, von denen sie der Gedanke an ihren Freund aber abzuhalten scheint. Die Emotionalität von Flucht, Verlassen, Fremde, Einsamkeit und Tod eines geliebten Menschen durch Krieg bildet dieser Film durch viele kleine Details sehr feinfühlig ab. Ganz viel Anerkennung dafür an Nikita-Siddharta Vasiliuk und sein Team!
Bester Film 18-25 Jahre
“She” von Kaya und Lea Hansen sowie Angela Guo zeigt eine performative Auseinandersetzung mit dem Thema “Geschlechteridentität”. Zu sehen ist der zerreisende Konflikt zwischen zwei Geschlechtern, der sich in einer Person abspielt. Während sich das wahre Ich der Protagonistin zu Beginn des Films auf Zeichnungen auf den Buchseiten eines Romans beschränkt, findet sie zum Ende hin ihren Weg in die Realität. Denn, indem die Protagonistin ihre langen Haare abschneidet, erweckt sie die gezeichnete Person zum Leben und kehrt damit ihr Inneres über die symbolische Handlung sichtbar nach Außen. Ein sehr ästhetischer Film!
Sonderpreis „Young Professionals“ der Bremischen Landesmedienanstalt
“pieces of advice” zeigt auf humorvolle Art und Weise, wie eine junge Protagonistin mit dem allgegenwärtigen Druck gesellschaftlicher “Trend-Themen” und dem angeblich “richtigen” Umgang mit ihnen zu kämpfen hat. Und das ständig, egal in welcher Alltagssituation sie sich befindet. Symbolisch dargestellt und personalisiert werden diese Themen, darunter Konsum, Geldanlage, Mental Health und Körperideale, durch einzelne „typische“ Charaktere, die auf die Protagonistin einreden. Das führt sie zur Reizüberflutung. Es wird deutlich, dass sie den vielen Themen und den noch unterschiedlicheren Meinungen zu diesen Themen orientierungslos und überfordert gegenübersteht. Eine Auflösung gibt es nicht. Ein Film, der zum Grübeln anregt! Danke dafür an Maja Rode und ihr großes Filmteam!
Sonderpreis des Landesinstituts für Schule Bremen
„TIP“ von Sebastian Vetter, Nicolai Löckelt und Jane Roques-Ficher erzählt von zwei Geschichten, die im ersten Moment nichts miteinander zutun zu haben scheinen. Im Laufe des Films werden sie aber mehr und mehr miteinander verbunden. Auf der einen Seite erleben wir zwei junge Menschen, die die Liebe zueinander entdecken und darin aufgehen. Ihre Geschichte ist malerisch, fast zu schön, um wahr zu sein. Auf der anderen Seite sind da aber auch alarmierende Szenen der Umweltzerstörung. Sie sind bruchstückhaft, erschreckend und reißen die beiden Liebenden immer wieder aus der heilen Welt. Miteinander verwoben werden die beiden Stränge durch das Symbol des klingelnden Weckers, der versucht, die Protagonistin aus ihrer Traumwelt rein in die Realität zu holen. Doch wie es so ist: Die Protagonistin möchte dem Alarm des Weckers nicht folgen. Sie möchte nicht „aufstehen“. Der Film endet mit der klaren Message: Drückt nicht auf „snooze“, sondern werdet aktiv!
Bester Text 15-17 Jahre
Die Kurzgeschichte „the grave“ erzählt von Alex und Jay, die sich auf einem Friedhof treffen, um das Grab ihres verstorbenen Freundes Finn zu besuchen. Sie trauern um ihn und sind frustriert darüber, dass sein gelebter und gefühlter Name nicht auf dem Grabstein steht. Denn Finn war transgender. Während ihres Besuchs diskutieren sie die Herausforderungen, mit denen Transgender-Jugendliche in der Gesellschaft konfrontiert sind. Sie reden über Transphobie und Diskriminierung. Herausforderungen, die auch Finn schwer zu schaffen gemacht und die seine Depression nur verstärkt haben. Trotz Trauer und Wut entscheiden sich Alex und Jay dazu, ein Fähnchen mit einer persönlichen Nachricht zu platzieren, um Finns Andenken zu ehren und sich für die Rechte von queeren Jugendlichen einzusetzen. Am Ende verlassen sie den Friedhof mit dem Wissen, dass sie Finn nie vergessen werden.
Lesen könnt ihr „the grave“ von Blue de Witt hier.
Bester Text 18-25 Jahre
“Die gefährliche Welt“ erzählt von dem zwölfjährigen Paul Nerz, der in einem Umfeld häuslicher Gewalt aufwächst. Genauso wie seine Stiefschwester Nura Pelz, die wie er in dieser Situation gefangen ist. Paul fühlt sich von der Außenwelt isoliert und leidet unter der rauen Behandlung seines Vaters und der Gleichgültigkeit seiner Stiefmutter. Seine Schwester Nura, die ihn normalerweise unterstützt, ist plötzlich verschwunden. Paul empfindet eine tiefe Verbindung zu seiner Klassenlehrerin Frau Frei, die bemerkt, dass etwas mit ihm nicht stimmt. Sie versucht ihn zu ermutigen, sich ihr gegenüber zu öffnen. Obwohl Paul zunächst zögert, gesteht er schließlich, dass er zu Hause misshandelt wird. Am Ende beschließt er sogar, sich der Situation zu stellen und um Hilfe zu bitten. Eine tolle Geschichte von Adam Staubbart!
Lesen könnt ihr sie hier.
Sonderpreis der Bremischen Kinder- und Jugendstiftung
In „DEADNAME“ geht es um die Identitätssuche und die damit verbundene innere Zerrissenheit eines jungen Menschen. Die erzählende Person reflektiert die Schwierigkeiten, die mit der Identitätsfindung verbunden sind. Denn in der Gesellschaft werden längst nicht alle Identitäten akzeptiert, manche sogar völlig abgelehnt. Indem they beschreibt, wie they das alte Ich “getötet” hat, um dem neuen Ich Raum zu geben, vermittelt they die emotionale Belastung und den inneren Konflikt. Gleichzeitig drückt they auch Stolz über die Entscheidung aus, diese andere Person getötet zu haben, um endlich ein Leben führen zu können, das dem wahren Ich entspricht. Dadurch wird die Bedeutung von Selbstakzeptanz und das Verständnis für die individuelle Identität hervorgehoben. Bewunderswert!
Lesen könnt ihr „DEADNAME“ von Gray Farai Amelang hier.