Archiv 2017

Preisverleihung | Ausweg Gesucht 2017

Eine elektrisierende Preisverleihung liegt hinter uns! Wir haben inhaltlich kreative und filmisch raffinierte Kurzfilme gesehen, inspirierende Gespräche geführt und neben coolen Sounds auch anregende Redebeiträge gehört – und das alles in einer tollen Location, dem Cinespace Bremen! Dafür möchten wir uns bei denjenigen bedanken, die diesen Nachmittag möglich gemacht haben, als auch bei denen, die mit ihrer Anwesenheit dazu beigetragen haben, dass auch der dritte Durchlauf von Ausweg Gesucht unvergesslich wird.
Damit geht Ausweg Gesucht in diesem Jahr zu Ende. Aber auch 2018 wird es den Filmwettbewerb wieder geben. Dann mit der Unterstützung der Bremischen Kinder- und Jugendstiftung und mit neuen Herausforderungen, die von Euch bewältigt werden wollen. Wir sind schon jetzt auf Eure Beiträge gespannt.

Glückwunsch allen Preisträgern und Preisträgerinnen und einen herzlichen Dank an alle, die diesen Wettbewerb möglich machen!

Euer Ausweg Gesucht-Team

Gewinner 2017

Kategorie 18-25

Platz 1: Drei, Zwei, Eins, Schnips
Platz 2: Dark Waters
Platz 3: Woodlandwalker
Platz 4: Der erste Brief

Kategorie 15-17

Platz 1: MEINS
Platz 2: Nur noch ein Tag
Platz 3: Sucht(los)
Platz 4: Game Over

Sonderpreise

Sonderpreis der bremischen Landesmedienanstalt:
Es ist nie zu spät für eine schöne Vergangenheit
Sonderpreis der bremischen Kinder- und Jugendstiftung:
Das ist unser Leben

Fotos von: Bonnie Bartusch

Das war Ausweg Gesucht 2017

Die Stimmung an diesem Samstag, den 16. September 2017, im Kinosaal des Cinespace in der Waterfront Bremen war unvergleichlich. Knapp 450 Gäste aus allen Teilen von Bremen, Niedersachsen und Hamburg kamen zusammen, um zu erfahren, wer die glücklichen Preisträger_innen des diesjährigen Kurzfilmwettbewerbs Ausweg Gesucht sind. Verkündet hat dies der als Tatort-Kommissar Stedefreund bekannte Oliver Mommsen, der zugleich Schirmherr des Wettbewerbs ist, mit Unterstützung von Bremen NEXT-Moderatorin Anna Metzentin.

Das Organisationsteam von Ausweg Gesucht möchte an dieser Stelle noch einmal Danke sagen! Danke an alle Beteiligten, die diesen Wettbewerb ermöglichen, und Danke vor allem auch an die vielen einfallsreichen Teilnehmer_innen!

Gewinner Kategorie 18-25

Platz 1: Drei, Zwei, Eins, Schnips

von Elisabeth Schwarzkogler

Eine Gedankenreise, die sich erst am Ende als Therapiesitzung herausstellen soll, belegt den ersten Platz in der Kategorie der 18-25-Jährigen. In überforderten Situationen, in Fragmenten der Vergangenheit führt diese Reise letztlich zu sicheren Orten. Nach und nach setzt sich das Bild einer jungen Frau zusammen, die unter Anthropophobie, der Angst vor Menschen, leidet. Man sieht die Facetten der Erkrankung und erfährt, dass diese Störung eben nicht mit einem »Schnips« aus der Welt zu schaffen ist. Dennoch vermittelt der Beitrag auch, dass es Lösungswege gibt, die es den Betroffenen ermöglichen, ihr Schicksal anzunehmen, mehr noch: damit zu leben. Diese Lösungswege sind nicht selten durch Hilfe von außen bestimmt. Und eben hier liegt die Botschaft von „Drei, Zwei, Eins, Schnips“, die auch der Wettbewerb weitergeben möchte: Es ist manchmal schwer, all seine Probleme unter einen Hut zu kriegen, man möchte verzweifeln. Aber wer sich Hilfe holt, der ist auf dem richtigen Weg.

Platz 2: Dark Waters

von Tobias Aubel

Ein Beweis dafür, wie unterschiedlich die Filme bei „Ausweg gesucht“ sein können, findet sich im Vergleich von „Woodlandwalker“ mit dem zweitplatzierten Film dieser Alterskategorie. Letzterer hat starke Bilder gewählt, die ungleich schwerer sind und eine andere Perspektive abbilden. Dabei stellt der Film im Genaueren die Abgründe einer Depression dar. Wie einige andere Beiträge vermittelt er, dass depressive Gefühle bei jungen Menschen als eine ernstzunehmende Kategorie anzusehen sind, die nach Lösungen sucht. Wir erleben in diesem Beitrag einen Protagonisten, der das Tal der Depressionen durchschreitet. Der Appell, den wir für richtungsweisen halten ist: Holt Euch Hilfe. Macht es nicht mit Euch allein aus. Das ist zerstörerisch. Und das sagt auch der Film.

Platz 3: Woodlandwalker

von Charlotte Frömel

Der dritte Platz nimmt uns mit auf eine Reise. Wir erleben eine junge Frau, die uns einen Ausweg zeigt. Wir sehen eine Möglichkeit, mit dem Druck umzugehen, der uns im Alltag begegnet. Es ist ein Film, der daran erinnert, dass jeder von uns in der Lage ist, einen Ausweg zu ergreifen. Vordergründig geht es um eine Wanderung durch einen Wald. Und wer denkt, dass man daraus keinen Film machen kann, der hat sich getäuscht. In immer wieder neuen Szenen stellen die Filmemacher_innen das Erleben von Natur und Körper dar. Dies ist allerdings nicht als Empfehlung zum Wandern zu verstehen. Im Gegenteil: Hier stehen zwei wichtige Erfahrungswerte im Vordergrund, die die Tür aus dem Alltag öffnen: a) Die Suche nach eigenen Eindrücken fernab des Mainstreams und b) Die Erkenntnis, dass der eigene Körper dich trägt und unterstützt – auch ohne Hilfsmittel.

Platz 4: Der erste Brief

von Silan Bilgili

Der vierte Platz dieser Kategorie wird vom Thema »Kaufsucht« bestimmt, denn was eine unangenehme Wahrheit ist: Manchmal entwickeln sich ganz unbemerkt Verhaltensweisen, die auch als Süchte gelten, aber am Anfang sehr schwer zu erkennen sind. Kaufsucht ist so ein Fall. Wir erleben in dem Film den schrittweisen Verlust an Kontrolle in einer Welt, die das Kaufen von Sachen für richtig hält. Doch irgendwann kippt das. Mit dem Beitrag wird aber noch etwas deutlich: Menschen mit Kaufsucht haben ein Problem, das sie treibt. Meistens liegt es tiefer verborgen. Es geht immer um mehr als nur das, was man auf dem ersten Blick sieht.

Gewinner Kategorie 15-17

Platz 1: Meins

von Nhung Nguyen und Emma Kleiner

Gefühle sind kompliziert. Wie schnell Emotionen umschlagen können – Vertrauen in Ungewissheit, Liebe in Ablehnung, Freundschaft in Feindschaft – erfahren nahezu alle Menschen früher oder später in ihrem Leben. Ebensolchen abrupten Veränderungen widmet sich auch „Meins“ zu. In kürzester Zeit erzählt der Beitrag, wie sich eine glückliche, erfüllte Beziehung zwischen zwei Jugendlichen infolge einer einseitigen Trennung zu einer Beziehung wandelt, die auf der einen Seite von Angst und Zurückweisung erfüllt ist und auf der anderen Seite von der Sehnsucht und der Unfähigkeit des Loslassens. Doch das ist nur eine Deutungsmöglichkeit, die der Beitrag anbietet. Eine andere Interpretation, die der Beitrag aufgrund seiner Kameraperspektive erlaubt, dreht sich um die Furcht und das Unbehagen vor der Omnipräsenz von Kameras und Videoaufzeichnungen, die dich auf Schritt und Tritt verfolgen. Bestimmt selbst, welche dieser Auffassungen zutrifft und seht Euch den Kurzfilm an.

Platz 2: Nur noch ein Tag

von Marie Engert

Letztes Jahr haben wir Euch aufgefordert, mehr Geschichten in Euren Filmen zu erzählen. Solche Geschichten, können von Erfolgen, Niederlagen und den Kämpfen im Alltag handeln. Dinge, die wir als Erwachsene oft im Leben junger Menschen übersehen. Auf Platz 2 wird ein Schicksal gezeigt, das die starken Gefühle junger Menschen und ihren Wunsch nach Anschluss und nach Freundschaft herausstellt. Ein Schicksal eines scheinbar depressiven Mädchens. Um sich zu befreien, erfindet sie Geschichten, die Menschen an sie bindet. Sie sagt es im Film: Man nennt das »Münchhausensyndrom«. Eine psychische Störung, die Betroffene dazu bringt, Krankheiten zu erfinden, um Beziehungen zur Umwelt aufzubauen. Eine große Herausforderung für Freunde und Helfer.

Platz 3: Sucht(los)

von Oliver Bott

Oft ist es für uns schwierig, das Verhalten von Menschen zu verstehen, die nicht von einer schlechten Gewohnheit ablassen können. Sucht ist eine Krankheit, die Betroffenen stehen ihr oftmals selbst fremd gegenüber. Den dritten Platz belegt ein Gespräch mit dem Gespenst, das wir »Sucht« nennen. Dieses Gespräch ist nicht nur inhaltlich eine einmalige Idee, sondern auch technisch fantastisch gelungen. Ihr werdet sehen, dass in diesem Interview die Sucht ein Spiegelbild des Schauspielers ist. Sie ist ein Teil von ihm, erhebt jedoch gegen jede Schuld abwehrend die Hand. Sie taktiert, weicht Vorwürfen aus, lacht über den Zorn des Betroffenen. Niemand wünscht sich so einen Gesprächspartner.

Platz 4: Game Over

von Kevin Meyer

„Ausweg gesucht“ ist nicht nur ein Wettbewerb, der Lösungen von Krisen beleuchtet, sondern auch ein Sammelbecken von Filmen, die sich mit der Entstehung von Problemen beschäftigen. Und ein Film, der ebendas auf drastische Weise auch tut, der sich also einer möglichen Ursache für Krisen widmet, belegt den vierten Platz in seiner Alterskategorie. Genauer gesagt handelt es sich um eine Produktion, die einen psychotischen Trip nachstellt, der von Tabletten erzeugt wird. Dieser Trip lässt die reale Welt mit der irrealen Welt der Konsolenspiele zusammenfallen und entwickelt auf diese Weise bedrohliche bis tödliche Szenen, die schwer zu ertragen sind. Diese Mischung hat eine wichtige Botschaft: Gelingt es Menschen nicht, einen Ausweg aus ihren Problemen zu finden, haben sie nicht nur ein Problem. Oft treffen verschiedene ungesunde, ja gefährliche Verhaltensweisen aufeinander und schaukeln sich zu einer unüberwindbaren Hürde hoch.

Sonderpreise

Sonderpreis der bremischen Kinder- und Jugendstiftung „Das ist unser Leben“

von Amir Maleki

Warum entstehen Kriege? Eine Frage, die sich kaum beantworten lässt, die aber trotzdem nicht ignoriert werden darf. Eine Antwort auf diese Frage, die sie am eigenen Leib erfahren haben, liegt für das Team um „Das ist unser Leben“ im Rassismus – einer Haltung, die sie nicht nachvollziehen können, die sie immer wieder tief verletzt und der sie mit ihrem Kurzfilm etwas entgegensetzen möchten. Um dies zu bewerkstelligen, fordern die aus verschiedenen Ländern nach Deutschland geflüchteten Akteure auf singende und tanzende Weise dazu auf, dass der „Unterschied zwischen den beiden Farben, zwischen schwarz und weiß“ endlich unbeachtet bleibt und man sich gegenseitig die Hand reicht, anstatt deshalb Kriege zu führen und Heimaten von Menschen zu zerstören. Eine Message, die mehr als unterstützenswert ist!

Sonderpreis der bremischen Landesmedienanstalt „Es ist nie zu spät für eine schöne Vergangenheit“

von Judith Paus

Ein vielschichtiger Film, der durch eine komplette Kindheit und Jugend führt, ist Gewinner des Sonderpreises der bremischen Landesmedienanstalt. Immer wieder steht eine junge Frau erst als Kind und später als Jugendliche vor Entscheidungen, die ihr weiteres Leben bestimmen. Verläuft das Leben der jungen Frau hier noch chronologisch, läuft es nach einem Break rückwärts ab, wobei die zuvor getroffenen Entscheidungen korrigiert werden. In der Realität können wir Menschen ihre Entscheidungen nicht mehr rückgängig machen. Anders als im Film haben wir aber die Möglichkeit, unser Leben an mehr als nur vier Momente zu hängen, die richtungsweisend sind. Der Film zeigt, wie die Entwicklung eines Menschen Schicht für Schicht von vorangegangenen Entschlüssen bestimmt wird. Sich davon zu befreien, sich umzuentscheiden, das steht jedem Menschen frei und ändert die Abläufe. Insofern vereint der Beitrag die präventive Message des Wettbewerbs mit geschickt eingesetzten filmischen Mitteln. Ein medienpädagogisch wertvoller Beitrag.